"Posen entstehen aus der bewegung heraus"
Typisch Meret...
Meret Egloff, Tanz- und Trommellehrerin in Zürich, erzählt im Interview, was Rhythmus und Klang mit Körpergefühl zu tun haben, welche Auswirkung diese beiden Eigenschaften aufs Fotografieren haben und warum Trommeln eine ehrliche Art ist sich auszudrücken...
Die neuen Bilder sind bereits auf Ihrer Webseite zu sehen. Haben Sie schon Reaktionen erhalten?
Das schönste Kompliment – und das geht an die Fotografin - war, dass die Fotos „richtig typisch Meret“ seien.
Wann ist für Sie persönlich ein Foto schön?
Ich habe es abgelehnt, meine Fotos mit Photoshop zu perfektionieren. Es stört mich nicht, wenn es Falten und Fettpolster zeigt, im Gegenteil. Schön finde ich, wenn ich in einer Fotografie spüre, es geht um etwas anderes, als verbissen einem diktierten Schönheitsideal zu entsprechen. Schön ist, wenn ich fühle, dass einem Menschen wohl ist in seiner Haut. Auch der Mut zur eigenen Persönlichkeit und zu Gefühlsausdruck von innen berührt mich in einer Fotografie.
Wozu raten Sie anderen Frauen um auf einem Bild gut rüberzukommen?
Gar nicht „gut rüberkommen wollen“! Sondern sich selber sein wollen! Und dies jeden Tag wieder neu, nämlich um einen Tag älter und noch eigener als gestern. Aber es geht auch weniger tiefenphilosophisch: Frauen, lernt (wieder), euch natürlich und mit Freude zu bewegen. Dann seid ihr wundervoll und kommt garantiert gut rüber!
Als Tanzlehrerin sind Sie ein Profi, wenn es um Bewegung und Ausdruck geht. Hat sich das auf das Fotoshooting ausgewirkt?
Vermutlich helfen Tanzfreude und ein gutes Gefühl für den eigenen Körper und seine Bewegungen tatsächlich, sich vor einer Kamera gelassen zu fühlen. In meinen Tanzanfängen war ich beim Posieren für ein Foto darauf bedacht, eine technisch möglichst korrekte Pose einzunehmen. Entsprechend gestellt haben die Bilder gewirkt. Heute weiss ich, dass Posen aus der Bewegung heraus entstehen. Stimmen die Bewegungen, stimmen die Posen.
Was braucht es, damit eine Bewegung „stimmt“? Hilft Ihnen da Ihre Rhythmuserfahrung?
Zu einer stimmigen Bewegung gehört immer auch das Gefühl für Rhythmus, gehört auch der Atem – eine spannende Frage, ob Rhythmuserfahrung zu guten Fotografien führt! Für mich sind Rhythmus und Bewegung ein unzertrennliches Paar. Sind die beiden ein Liebespaar und ist eine versierte Fotografin am Werk, dann werden die Fotos garantiert gut.
Neben Tanz- bieten Sie auch Trommelkurse an. Was fasziniert Sie am Trommeln?
Trommeln ist hörbare Bewegung. Es fasziniert mich, dass es eigentlich so simpel ist: nichts anderes als abwechselnd rechts und links auf ein Trommelfell schlagen. Daraus ergeben sich unendliche Welten von Rhythmus, Klang und Körpergefühl.
Wenn wir trommeln, was passiert da mit uns?
Trommeln ist unerbittlich ehrlich. Es gibt kein Ausweichen, kein Mogeln. Da begegne ich mir selbst, meinen Ängsten und Erwartungen, meinem Leistungsdruck und auch meinen Grenzen, die mir zeigen, wo ich über mich hinauswachsen und vielleicht sogar weise werden kann.
*Die Tanz- und Trommelkurse bei Meret Egloff stehen allen Interessierten offen, mit oder ohne Erfahrung. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen tanzen oder trommeln in einer Gruppe Gleichgesinnter, erweitern das eigene Bewegungs- und Ausdruckspotential und lernen so, sich im Alltag gut und harmonisch zu bewegen.“
Das Interview führte Marinella Jenal
August 2016